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Herz-Jesu-Kirche in Storcha

Storcha liegt an der historischen Handelsstraße Via Regia, die in jüngster Zeit von Pilgern auf dem Jakobsweg nach dem spanischen Santiago de Compostela neu entdeckt wird. 1364 wird der hiesige Ort als Batyn bezeichnet, was dem sorbischen Wort baćon (deutsch Storch) ähnelt.

Die Christianisierung dieser Gegend erfolgte vom 7 km südlich gelegenen Göda aus, einem Landsitz des heiligen Bischofs Benno (+1106), der als Patron des Bistums Dresden–Meißen und als Apostel der Sorben verehrt wird. Sein Standbild steht in der Kirche rechts gegenüber der Kanzel. Einen weiteren Ehrenplatz nehmen rechts daneben die Slawenapostel und Patrone Europas Cyrill (+869) und Method (+885) ein. Dieses griechisch-makedonische Bruderpaar, ausgebildet am byzantinischen Hof, wurde im Jahre 863 zur Slawenmission in das Großmährische Reich gerufen.

Zur Jahrtausendfeier ihrer in slawischer Sprache erfolgten Mission, welche in der Folgezeit nicht ohne Auswirkung bis in die Lausitz blieb, wurde 1862 der sorbische Verein der heiligen Cyrill und Methodius gegründet. Auf seine Initiative wurde in den Jahren 1882 bis 1887 die Herz-Jesu-Kirche in Storcha als gemeinsames Werk der katholischen Sorben im neugotischen Stil errichtet. Als eine der stilrichtigsten und schönsten des ganzen Landes wurde diese Kirche aus Anlass des 100-jährigen Bestehens bis 1989 originalgetreu restauriert.


Kirche und Pfarrgemeinde

Der Sakralbau mit seinen beachtlichen Ausmaßen – Länge 41 m, Breite 17 m, Turmhöhe 49 m – lag in der sogenannten Klosterpflege von Sankt Marienstern; deswegen befindet sich das Wappen der Äbtissin Bernarda Karolina Kasper (1883–1909) am Westgiebel des Pfarrhauses.

In der extensiven Landwirtschaft der Vergangenheit stellte nicht zuletzt das zahlreiche Gesinde den Großteil der Gottesdienstbesucher als auch der Mitglieder im Kirchenchor, den Vereinen und Kreisen. Immerhin zählen zur Pfarrgemeinde Storcha auch heute noch 30 Ortschaften, wovon aber nur die fünf umliegenden überwiegend von katholischer und sorbisch sprechender Bevölkerung bewohnt sind. Der durchschnittliche Gottesdienstbesuch liegt bei etwa 40 Prozent der insgesamt 500 Gemeindemitglieder. Eine Filialkirche befindet sich in Schmochtitz im Bildungsgut St. Benno, der beliebten Bildungsstätte des Bistums Dresden–Meißen.


Das Innere der Kirche

Die Hauptzierde des Gotteshauses bilden die Fenster mit ihren Teppichmustern und Rosetten. Das Mittelfenster des Chorraumes zeigt die kniende Ordensfrau Margareta Maria Alacoque bei ihrer Vision Jesu Christi, der auf sein offenes und liebendes Herz hinweist.

Gerade in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts erreichte die katholische Herz-Jesu-Verehrung ihre Blüte, die in geläuterter Form auch in unserer Zeit ihre Berechtigung hat und weiterhin gepflegt wird, z. B. am ersten Freitag im Monat und vor allem zum Titularfest am Freitag nach dem Fronleichnamssonntag.

Der kleine im Chorraum stehende Zelebrationsaltar wurde im Zuge der letzten Restaurierung aus Teilen der beiden Nebenaltäre errichtet. Die Darstellung Mariens im seitlichen Marienaltar lehnt sich an die Apokalypse 12,1 an. Die 14 Kreuzwegbilder im Halbrelief sind aus Holz geschnitzt.

Hoch oben sind vom Apostelkollegium der Zwölf nur zehn Bildnisse zu sehen. Wahrscheinlich brauchte man die Lichtfenster für die Orgelempore. Die Orgel hat 16 Register und stammt aus der Werkstatt der Gebrüder Jehmlich aus Dresden. Von den ursprünglichen vier Gruhl-Glocken sind nur zwei erhalten geblieben. Eine seit dem Ersten Weltkrieg verschollene Glocke wurde 1991 in der evangelischen Gemeinde Gaußig entdeckt und zurückgegeben, wie schon zum 100. Kirchenjubiläum 1987 die St. Josephsglocke, die bis dahin in der katholischen Gemeinde Radibor benutzt worden war.